Fahrschein in die Freiheit
Das Friedrich-Abel-Gymnasium verabschiedet 61 Abiturienten
Das Abiturzeugnis stand thematisch am vergangenen Samstag naturgemäß im Mittelpunkt, denn das FAG feierte seine Abiturienten, die die Schule mit einem sensationellen Gesamtschnitt von 2,3 verließen. Nach dem Stück „Beggin“, bei dem Timo Mathe, Silas Stotz und Lea Emini ihr musikalisches Können eindrucksvoll bewiesen, hob Schulleiter Stephan Damp in seiner Rede hervor, dass das Zeugnis nicht nur ein Blatt Papier sei, sondern fundiertes Wissen, die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und Ausdrucksvermögen beweise. Ihn verbinde mit dem scheidenden Jahrgang neben schönen Erlebnissen mit der SMV,
Theateraufführungen oder Konzerten vor allem sein eigener Mathematik-Leistungskurs. Herr Damp geriet geradezu ins Schwärmen, als er die „reine Männerwirtschaft“ seines Kurses lobte, das große Talent, die Hilfsbereitschaft untereinander und die beeindruckende Lockerheit, mit der die Schüler ihr Lernpensum bewältigten. Immerhin hätten sie alle zusammen einen sehr guten Notenschnitt erreicht und seien sein bester Mathematik-Leistungskurs seit 36 Jahren gewesen. Herr Uwe Wawers, der die Ansprache im Namen der Elternschaft hielt, hob die Belastungen der Schülerinnen und Schüler während der Corona-Pandemie hervor und erinnerte die Festgesellschaft an den Online-Unterricht, der auch für die Elternschaft mitunter in wenig erfreulicher Erinnerung geblieben ist. Und um die Auswirkungen des Phänomens Chat-GPT zu verdeutlichen, durften sich im Saal all jene Abiturientinnen und Abiturienten erheben, die für ihre unzähligen Referate, Hausaufgaben oder Klausuren eine künstliche Intelligenz genutzt hatten. Erwartungsgemäß erhoben sich nahezu alle Absolventen. Aber auch die Lehrerinnen und Lehrer sowie das Saalpublikum wurde die gleiche Frage gerichtet – mit ähnlichem Ergebnis. Herr Wawers stellte dann die rhetorische Frage, wofür die Schüler denn dann ein Abitur bräuchten. Aber die Antwort läge auf der Hand, echtes Wissen entstehe durch Erfahrung, dadurch, dass man Verantwortung übernehme, durch die Fähigkeit, selbst zu urteilen. Das Abiturzeugnis sei der Fahrschein in die Freiheit.
Die Übergabe der Zeugnisse übernahmen Herr Rainer Geppert, stellvertretender Schulleiter, und Frau Alexandra Längle, Beauftragte für die Jahrgangsstufe 2. Dass man – nachdem man nun erfahren hätte, wie sehr KI bei der Erstellung der Schülerleistungen beteiligt gewesen wäre – nun leider keine Abiturzeugnisse ohne Rücksprache mit dem Regierungspräsidium verteilen könne, konnte sich Herr Geppert als Scherz nicht verkneifen, holte dann aber doch alle 61 Abiturienten zur Zeugnisübergabe auf die Bühne. Deniz Türkmen erreichte die Traumnote 1,0, war damit der jahrgangsbeste Absolvent und erhielt einen Preis der VR-Bank.
Bei der Übergabe der Preise zeigte sich die Leistungsstärke des Jahrgangs: Insgesamt gab es 15 Preise und 7 Belobungen. Die 15 Preise für einen Notenschnitt von besser als 2,0 erhielten: Laura Gerhard, Annika Grözinger, Maya Kempf, Levin Kohler, Carlotta Lehmann, Timo Mathe, Fiona Meierhofer, Amelie Semmelmann, Deniz Türkmen, Sami Türkmen, Melda Vejselov, Michel Walz, Zerlina Wawers, Valentin Wiesner und Charlotte Wittmann.
Die 7 Belobungen für einen Notenschnitt von 2,0 bis 2,1 gingen an Tom Grözinger, Samantha Hämmerle, Lea Heinrichsdorff, Salah Mansour, Leander Pfeiffer, Luzia Rehm und Lara Ungerer. Laura Gerhard wurde für ihre außerordentlichen Leistungen im Fach Deutsch mit dem Scheffelpreis ausgezeichnet und der Tradition am FAG folgend hielt sie damit im Anschluss an die Zeugnisvergabe die Abiturientenrede.Laura erinnerte zu Beginn ihrer Ansprache an die Einschulungsfeier am FAG und an die Highlights ihrer Gymnasialzeit, um dann ihre Mitabiturientinnen und Abiturienten hervorzuheben und in ihrem Engagement füreinander und für das Schulleben zu würdigen. Sie hob in der Folge hervor, dass viele Schultage nicht nur schön gewesen wären, sondern für alle viele Hürden bereithielten, wie beispielsweise die Klausurenphasen, ein Schulgebäude bei 40 Grad im Schatten oder einen kaputten Wasserspender nach einem Halbmarathon, aber auch die unzähligen, teils schwer verständlichen Schullektüren, die es zu lesen galt. Und dennoch – Laura sei jeden Tag gerne ans FAG gekommen und vor allem das Lesen hätte sie viel gelehrt. Die Preisträgerin erläuterte anhand der Protagonisten der Lektüren „Corpus Delicti“, „Homo faber“ und „Woyzeck“, die Identifikation, die stattfände, das „Handeln auf Probe“, das Lesen ermögliche. Die Figuren und ihr – in diesem Fall durchweg tragisches Leben – dienten als Lehrmeister. Lesen erlaube es, „im fiktionalen Traum des Lesens Neues auszuprobieren“. In ihrem Scheitern würden die Roman- und Dramenfiguren ein Beispiel geben, das dem Leser Orientierung bieten könnte. Die Scheffelpreisträgerin betonte, dass das Lesen für sie persönlich in Stationen ihres Lebens, in denen sie die Balance verloren hätte, Anker und sicherer Zufluchtsort gewesen sei. Für Laura stünden die Figuren in den Romanen aber auch als Warnung vor ihr, als Warnung, das eigene Leben nicht zu verfehlen, sich nicht in eine Rolle zwingen zu lassen und dabei keine eigene Identität zu finden. Sie warnte davor, das Leben – bezugnehmend auf Shakespeares „Wie es euch gefällt“ – nur als Bühne wahrzunehmen, nur Rollen zu spielen, anstatt eine Persönlichkeit zu entwickeln und seinen freien Willen auszuleben. Am Ende ihrer Rede rief Laura Gerhard ihre Mitabiturienten dazu auf, es besser zu machen, als die gescheiterten Protagonisten der Schullektüren, aus deren Fehlern zu lernen und die Chance, den eigenen Lebensroman schreiben zu können, auch zu nutzen.
Nach der Abiturientenrede wurden die Preise vergeben und in den Sprachen wurden folgende Auszeichnungen verliehen:Der Feltrinelli-Buchpreis des Istituto Italiano di Cultura di Stoccarda ging an Laura Gerhard, außerdem der Fremdsprachenpreis Französisch von Blessings4you. Zudem erhielt Laura Gerhard – wie bereits erwähnt – den Scheffelpreis für außerordentliche Leistungen im Fach Deutsch und den Preis der Fachschaft Musik.
In den Naturwissenschaften gab es folgende Auszeichnungen:
Im Fach Mathematik ging der Preis der deutschen Mathematikvereinigung an Levin Kohler. Den Abiturientenpreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker bekam Deniz Türkmen und der Häcker-Chemiepreis ging an Sami Türkmen und Levin Kohler. Den Preis der Fachschaft Biologie erhielten Deniz Türkmen und Sami Türkmen.
Der DPG-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft samt Mitgliedschaft ging an Levin Kohler, ebenso wie der Ferry-Porsche-Preis.
Der Trumpf-NwT-Preis wurde Ferdinand Sommerfeld überreicht.
Der Preis des Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschlands ging an Julius Pfeiffer.
Den Vaihinger Musikpreis von Blessings4you erhielt Timo Mathe.
Der Vaihinger Sonderpreis Bildende Kunst zusammen mit einer Bild-Rahmung der Galerie Burkhardt wurde Maja Kempf überreicht.
Im Fach Religion ging der Paul-Schempp Preis an Carlotta Lehmann.
Anastas Asenov bekam den Fachpreis Theater für sein Wirken in der Theater-AG.
Melda Vejselov erhielt den FAG-Zimmermann-Preis für ihr Engagement für die Schulgemeinschaft.
Im Anschluss an die Zeugnisübergabe gaben die Abiturienten der Basiskurse Musik mit ihren Lehrern Frau Ingrun Canzler und Herrn Benjamin Albrecht noch die Stücke „YMCA“ und „Viva la Vida“ zum Besten. Daran anschließend folgte der Elternbeitrag, im Rahmen dessen auch die Eltern der Absolventen mit großem Engagement ein musikalisches Potpourri darboten.
Alle Absolventinnen und Absolventen am Friedrich-Abel-Gymnasium Abiturjahrgang 2025: Laurens Adam, Ayca-Beril Altas, Amelie Althaus, Felix Arnecke, Anastas Asenov, Lucy Bauer, Annika Buck, Hira Celik, Zakaria Chouk, Dominik Cieslicki, Benedict-Uwe Dammann, Manuel Droishagen, Lea Emini, Laura Gerhard, Maximilian Giese, Annika Grözinger, Tom Grözinger, Carolin Haas, Samantha Hämmerle, Lilly Hartmann, Richard Hartmann, Lea Heinrichsdorff, Lena Jandl, Maja Kempf, Levin Kohler, Norberth Kreischer, Liv Kühlbrey, Carlotta Lehmann, Luisa Leikam, Tom Ludwig, Salah Mansour, Timo Mathe, Fiona Meierhofer, Leander Pfeiffer, Jannis Pickert, Niklas Pickert, Sophie Ramge, Luzia Rehm, Finley Sartorius, Lara Saur, Kai Schlossarek, Nils Schmerler, Felix Schwarz, Amelie Semmelmann, Ferdinand Sommerfeld, Selin Soyal, Jan Staudenecker, Silas Stotz, Luis Tessari, Zeynep Toy, Deniz Türkmen, Sami Türkmen, Lara Ungerer, Melda Vejselov, Louisa Voigt, Amelie von Boddien, Michel Walz, Zerlina Wawers, David Weimer, Valentin Wiesner, Charlotte Wittmann;