Friedenskette

2100 Schüler setzen starke Zeichen für den Frieden

Vaihinger Friedrich-Abel-Gymnasium initiiert Menschenkette durch die Kernstadt. Religionslehrer:
„Das Engagement der Schüler war umwerfend.“ Schülersprecher: „Krieg ist niemals die Lösung.“

Friedenskette

Von Sabine Rücker

Luftballons bei FriedensketteVAIHINGEN. „Zieht einfach“, „Ihr müsst laufen“, rufen Schüler, die gestern Mittag in der Menschenkette für den Frieden stehen. Doch es reicht nicht ganz – auf dem Radweg beim Friedrich-Abel-Gymnasium klafft ein Loch in der eigentlich 3,2 Kilometer langen Friedenskette in Vaihingen, die von rund 1400 Schülern gestern gebildet wird.
Das tut dem beeindruckenden Anblick aber keinen Abbruch und auch dem starken Symbol, das die Schulen so geschaffen haben. „Unsere Kette ist ein Symbol für den Frieden, der im Augenblick der Ukraine fehlt, aber auch anderen Staaten auf der Welt“, sagt Religionslehrer und Schulseelsorger Dr. Martin Neher zuvor auf dem FAGSchulhof zur Schülerschaft.
Neher war der Impulsgeber für die Friedenskette.
Es sei zu Beginn der Faschingsferien gewesen, als er nicht gewusst habe, „wie wir das Leid in der Ukraine in der Schulgemeinschaft gut auffangen können“, sagt Neher. Daraufhin habe er E-Mails an die Kollegen geschrieben und noch in den Ferien sehr viele Ideen als Rückmeldung erhalten.
In der ersten Schulwoche sei das Thema dann gemeinsam besprochen worden. „Es war für alle Lehrer ein großes Thema und Anliegen, das mit den Schülern gut in altersgerechter Form zu kommunizieren.“
Ergebnis sei dann der Schwenk gewesen vom Krieg zum Frieden, dass man Gemeinschaft von innen heraus stärke und damit für ein gewisses Rüstzeug für jeden einzelnen sorge, aber auch ein politisches Signal setze. Ist das bei den Schülern gut angekommen?
„Ich glaube ganz arg“, sagt Neher. Von ihnen sei so viel an Engagement gekommen, „das war umwerfend“.

Ballons mit Friedenswünschen„Die Ereignisse rund um den Krieg in der Ukraine und die Situation der Menschen dort stehen aktuell im Fokus der Öffentlichkeit und machen unsere Schülerinnen und Schüler und auch uns Erwachsene sehr betroffen. Ängste, Fragen und der Wunsch, irgendwie zu helfen, stehen im Raum.“ So beschreibt Stephan Damp, Schulleiter des
FAG, die derzeitige Lage. "Es ist uns als FAG-Schulgemeinschaft sehr wichtig, zeitnah ein Zeichen zu setzen und auf die aktuellen Ereignisse angemessen einzugehen.“


FahrradwegDeshalb habe man die Woche vom 14. bis 18. März am FAG unter das Motto „Woche für den Frieden“ gestellt. Hierbei fanden im Unterricht punktuell Unterrichtsbeitrage oder Projekte mit verschiedenen Schwerpunkten statt: In einzelnen Fächern und Unterrichtsstunden wurde das Thema aufgegriffen, so Damp.
Die SMV engagiert sich mit einer Spendenaktion für die Ukraine: Die Klassen sind aufgerufen, an bestimmten Terminen bis zu den Osterferien eine Aktion durchzuführen und damit Geld zu sammeln. Ein Lehrer konnte gestern schon von 700 Euro berichten, die allein von den Klassen 5a, b und c gesammelt wurden. Bis zu den Osterferien werde es wöchentlich mindestens drei Aktionen von mindestens sechs Klassen geben, um weiter Geld zu sammeln. Die Spenden sollen an das Stuttgarter Arthausprojekt Ukraine Jetzt fließen.

Höhepunkt der Woche am FAG war die gestrige Friedenskette in Vaihingen, die vom Ordnungsamt genehmigt worden sei.
Hierzu seien alle weiterführenden Schulen in Vaihingen eingeladen worden. „Wir freuen uns, dass sich außer dem FAG auch Schülerinnen
und Schüler der Ferdinand-Steinbeis-Realschule, des Stromberg-Gymnasiums und der Waldorfschule an der Friedenskette beteiligen“, so Schulleiter Damp. Die
Ottmar-Mergenthaler-Realschule in Kleinglattbach habe aus logistischen Gründen eine solidarische Aktion auf dem Schulhof der OMRS veranstaltet, so Schulleiter Markus
Widmann. Rund 700 Schüler sind dabei.
Die Wilhelm-Feil-Schule und die Schlossbergschule aus der Kernstadt hätten gerne mitgemacht, es sei ihnen aber leider nicht möglich gewesen, berichtet der FAG-Schulleiter.
FriedenswunschBeim sogenannten „FAG Total“ im Schulhof, coronabedingt dreimal für Gruppen von Schülern, heißt es gestern in Redebeiträgen
der Schülersprecher unter anderem „Taten sprechen lauter als Worte“, wie unzählige Aktionen wie beispielsweise ein Kuchenverkauf zeigten. Von Hilfe und Empathie war die Rede, von Hoffnung und davon, dass der Frieden, in dem wir leben weder selbstverständlich, noch ewig sei, wenn wir ihn nicht verteidigen. Ein Verbindungslehrer zitiert Albus Dumbledore aus den Harry Potter-Romanen: „Obgleich wir von verschiedenen Orten kommen und eine andere Sprache sprechen, schlagen unsere Herzen gemeinsam.“

Kurz nach 12 Uhr strömen gestern schließlich die Schüler der vier an der Menschenkette teilnehmenden Schulen an ihren Platz und verbinden sich zwecks Abstandswahrung mit Schals zu einer Menschenkette. Mehrere Lehrerinnen und Lehrer des FAG koordinieren deren Zusammenschluss.
Nach dem Abzählen eines Countdowns werden pro Klasse zwei Luftballons mit Friedenswünschen in den Farben Gelb und Blau – und biologisch abbaubar – in den Himmel entlassen.


Für die Aktion in der OMRS hatten die Schüler im Vorfeld Plakate beschriftet und bemalt sowie ein großes „Peace“-Zeichen auf den Schulhof gemalt. Man setze ein Zeichen gegen Krieg in Europa und in der ganzen Welt, sagt Rektor Markus Widmann. Die OMRS sei eine Schule, die für den Frieden stehe. „Es gibt keine Alternative zum Frieden“, sagt Widmann. „Krieg ist niemals die Lösung“, betont im Anschluss Schülersprecher Ediz Can Memetali. Die Plakate werden nun im Foyer der Schule ausgestellt.

Friedenskette